Gollmitz
Verläßt man kurz hinter Prenzlau die B 109 in Richtung Boitzenburg, fährt man unweigerlich durch den Ort Gollmitz, der 1996 sein 700jähriges Bestehen feiern konnte. Neben Jahrhunderte alten Gebäuden, wie die Wehrkirche, das Laubenhaus und die Wassermühle, die einiges über die wechselvolle Geschichte des Ortes und seiner Bewohner erzählen könnten, prägen auch neue schmucke Eigenheime und Einrichtungen landwirtschaftlicher Betriebe das Dorfbild. Noch gut zu erkennen ist die Anlage des Ortes als erweitertes Straßenangerdorf mit einem Gut.
Zu dem 920 Einwohner zählenden Ortsteil gehören weiterhin die Orte Beenz, Klein- und Groß Sperrenwalde, Kröchlendorff, Horst und Ferdinandshof.
Neben Unternehmen, deren Haupterwerb in der Landwirtschaft und im Gartenbau liegt, bilden verschiedene Handwerksbetriebe sowie eine Arzt- und Tierarztpraxis ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Auch eine KITA und eine der beiden in der Gemeinde Nordwestuckermark noch bestehenden Grundschulen ist hier zu finden.
Ein touristischer Anziehungspunkt besonderer Art ist die romantische Wassermühle. Vor einigen Jahren entdeckte der Mühlen- und Naturfreund Kai Rogozinski das über 600 Jahre alte historische Bauwerk und restaurierte es zu einem der schönsten Mühlenstandorte der Uckermark. Mit sechs Meter Durchmesser ist das Wasserrad das größte in Berlin und Brandenburg, das rund um die Uhr Strom erzeugt. Besichtigenswert ist auch die unmittelbar daneben errichtete Fischertreppe.
In der wieder voll funktionstüchtigen Mühle wird an Schautagen das Mahlen demonstriert, gleichzeitig beherbergt sie auch ein Museum. Über 4 Etagen erstreckt sich hier Mühlentechnik aus gleich mehreren Jahrhunderten. Wer entspannen und der Hektik des Alltags entfliehen möchte, wird in den liebevoll ökologisch restaurierten Ferienwohnungen hierfür ideale Voraussetzungen finden. Die Sonnenterrasse am plätschernden Wasserrad und die lauschigen Ecken auf dem Mühlenhof sind wahre Oasen der Ruhe, um hier die gesammelten Eindrücke nach einer Wander-, Rad- oder Kanutour durch die Uckermark wirken zu lassen.
Eine wechselvolle und deshalb besonders reizvolle Landschaft lädt zur Erkundung ein. Über ausgeweitete Wiesensolen mit flach geneigten Rändern, aber auch Höhenunterschiede von
20 m auf engstem Raum überwindend, fließt der Strom, manchmal träge plätschernd, manchmal aufbrausend, dahin. Das gesamte Stromtal wurde aufgrund seiner Einmaligkeit unter Naturschutz gestellt. Bereits von 1375 wurde die Wasserkraft des Stromes zum Betreiben von Mühlen genutzt.
Eine der ältesten Wehrkirchen der Region ist in Gollmitz zu finden. Seit 1996 setzt sich der Freundeskreis Gollmitzer Wehrkirche für die Sanierung des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gebäudes ein. Als offene Kirche lädt sie Besucher ein, sich von dem zu überzeugen, was in den letzten Jahren bereits erreicht wurde. So wirkt u. a. die neue Fenstergestaltung des Annenwalder Glaskünstlers Werner Kothe als Anziehungspunkt über die eigentliche Kirchengemeinde hinaus.
Die Orte Kröchlendorff, Horst und Klein Sperrenwalde finden 1251 als Dominus Heynricus de Grechellesdorp, 1375 als Vorwerk und 1608 als Rittersitz Klein Sperrenwalde ihre erstmalige Erwähnung, wobei die Flur Sperrenwalde bereits Endes des 13. Jahrhunderts besiedelt war.
Von der einstigen Siedlung Kröchlendorff zeugt heute nur noch ein Teil der Umfassungswände des rechteckigen Schiffes der Ende des 13. Jahrhunderts erbauten Feldsteinkirche. Schon 1328 war Kröchlendorff Pfarrdorf.
Im 16. Jahrhundert wurde auf der Kröchlendorffer Feldmark ein Vorwerk des Hauses Boitzenburg errichtet, an dessen Stelle 1578 das heutige Dorf neu erbaut wurde
Um 1700 wurden beim damaligen Herrenhaus die ersten Gartenanlagen angelegt und 1844, als Oskar von Arnim mit dem Bau des Schlosses, einem Knoblauchbau begann, der Park nach Ideen Lennés erweitert und umgestaltet.
Schloss, Marstall, neogotische Kirche, Backsteingebäude, Gut und Park bilden ein harmonisches Ensemble und geben dem Betrachter Auskunft über das dörfliche Geschehen.
Um auch künftig Zeugnis über das ablegen zu können, was die Vergangenheit uns wertvolles hinterlassen hat, wurde die gesamte Ortslage Kröchlendorff als Denkmalbereich unter Schutz gestellt. Die 1968 als kirchliche Einrichtung aufgegebene und entwidmete Schlosskirche wurde von der Gemeinde in 9jähriger Bauzeit (1993 – 2002) wieder vollständig aufgebaut, obwohl das Ausmaß der Zerstörung riesig war. Heute gehört die Kröchlendorffer Kirche zu den Kleinoden der Uckermark und dient der Gemeinde als Kultur- und Veranstaltungszentrum. Hier erlebte Konzerte bleiben einem lange in guter Erinnerung. Gern wird dieser Ort aber auch gewählt, um hier den Bund für das Leben zu schließen, was auch konfessionell ungebundenen Paaren möglich ist.
Ein weiteres architektonisch wertvolles Gebäude ist das gleich neben der Kirche liegende Schloss. Der einstige Wohnsitz der Familie Oskar von Arnim wurde bis 1989 als Kinderkurheim genutzt. Heute finden hier neben Seminaren, Firmentagungen und Camps auch andere verschiedene Veranstaltungen, bis hin zu Familienfeiern, statt. Außerdem ist das Schloss Kröchlendorff inzwischen auch bei Busgesellschaften zu einer beliebten Zwischenstation geworden, die auf dem Weg nach Stettin von hier aus die Uckermark erkunden.
Verlässt man Kröchlendorff in südöstliche Richtung, erreicht man auf einer schönen Kastanienallee das typische und ruhige Straßendorf Beenz.
Hier erhielten 1321 die Vasallen Warburg sechs Hufen und Wiechmannsdorf zwei Hufen als Kriegsentschädigung von den Pommernherzögen. Von 1375 bis 1465 war der Ort im Besitz des Henning von Bentz. Nach dem Aussterben der von Bentz vereinigte der Kurfürst der Stadt Prenzlau zu ihrer besseren Befestigung die verfallenen Dörfer Hindenburg (heute Lindenhagen) und Beenz.
Bis Ende des 17. Jahrhunderts diente die Gemarkung vorwiegend als Weide bzw. war Jagdgebiet der Herrschaft Boitzenburg. 1699 stellten fünf Siedler aus der Pfalz das Gesuch um Überlassung des verlassenen Dorfes Beenz zur Ansiedlung. Bis 1703 siedelten sich dann auch drei reformierte Pfälzer und sechs meist französische Familien im Dorf an. Ab 1734 wurden die Bauernhöfe des Kämmereidorfes an die Kolonistenfamilien erbverschrieben. Das Dorf entstand als typisches Straßendorf. Die mittelalterliche Feldsteinkirche entstammt dem 13. Jahrhundert. Sie wurde nach ihrem Verfall 1792/93 von sieben Bauern wieder hergestellt und mit einem kurzen massiven Turmaufsatz über der Westwand versehen. Der Kanzelaltar ist von 1752 datiert. 1982/83 erfolgte die Restaurierung des sakralen Bauwerkes.
Noch besser erreichbar wurde der Ort durch den 1899 erfolgten Bau der Bahnlinie Prenzlau-Templin mit den Bahnstationen Beenz und Groß Sperrenwalde, deren Betrieb allerdings Ende der 90iger Jahre eingestellt wurde.
Am 24.03.2010, nach genau 111 Jahren, hat die „Draisinenbahn Berlin/Brandenburg GmbH & Co. KG“ diesen ehemaligen Streckenabschnitt erneut zum Leben erweckt und eine neue Draisinenbahn eröffnet. Ausgangspunkt für Fahrten mit der Fahrrad- oder Handhebeldraisine ist der Draisinenbahnhof Beenz, der mit typisch uckermärkischem Flair seine Gäste erwartet.
Die Neubelebung der 35 km Strecke bedeutet nicht nur eine weitere touristische Attraktion, sondern sichert auch den Erhalt einer traditionellen Eisenbahnstrecke samt ihrer historischen Bahnhöfe.
1961 wurden die Gemeinden Beenz, zu der auch der Ortsteil Ferdinandshof gehörte und Groß Sperrenwalde zur Gemeinde Beenz vereinigt, die dann 1998 mit der Gemeinde Gollmitz fusionierte und fortan den Gemeindenamen Gollmitz trug.
Die historische Entwicklung Groß Sperrenwaldes unterscheidet sich wesentlich von der des Dorfes Beenz. 1269 ist der Name Theodoricus de Sperrenwalde erstmals urkundlich erwähnt. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Feldmark geteilt. Den von Arnims wurden 1439 zwei Teile verliehen. Zu diesem Zeitpunkt, tauchte der Ort noch als Dorfstätte mit Äckern und Wiesen auf, danach war er über hundert Jahre verlassen und wüst. Seit der Teilung war Groß Sperrenwalde, mit kurzen Unterbrechungen als Kämmereivorwerk von der Stadt Prenzlau verwaltet, im Besitz der von Arnims.
Um 1910 ließ Gerhardt von Arnim das verfallene Herrenhaus zu einem prächtigen Gebäude umbauen, das nach Ende des 2. Weltkrieges als Waisen- und Altersheim genutzt wurde und 1947 leider abbrannte. Heute steht dort ein dreigeschossiges Wohnhaus.
Das sich vor dem Gutshaus erstreckende Parkgelände nebst Resten des Teehäuschens steht unter Denkmalschutz. Die hier stehenden ältesten Bäume (Eichen) stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus der landschaftlichen Umgestaltung des einstigen Architekturparks Mitte des 19. Jahrhunderts.